Powermeter. Leistungsmessung. Wattwerte. Bei diesen Worten schalten viele Rennrad-Fahrer direkt ab. Sie brauchen das nicht, sie haben das im Gefühl, und das freut mich für sie!

Wenn du es noch nicht im Gefühl hast oder endlich dein Training strukturieren willst – und auf der Suche nach dem passenden Tool dafür bist, dann lies jetzt weiter.

Zur Leistungsmessung an sich gibt es schon sooo viele Blog-Artikel, was sollte ich da noch produktives beitragen können? Ich enthalte mich dem Millionsten Artikel zum Thema „Warum wattgesteuertes Training?“ sondern konzentriere mich heute eher auf „Wie Watt messen?“. Hier haben die großen Fahrrad-Magazine uns Bloggern wirklich eine Nase voraus, denn sie haben einfach viel mehr Erfahrungswerte und Test-Geräte zur Verfügung. Ich bin mit den Garmin Vector 3 nun das erste Mal pedalbasiert unterwegs und habe davor 2 andere Systeme genützt.

Im Endeffekt machen sie ja alle dasselbe: Sie zeigen uns Ziffern an, die deutlich exakter darüber Auskunft geben, was wir grade leisten, als Herzfrequenz, Trittfrequenz oder Geschwindigkeit.

Leistungsmessung am Rennrad

Für jene, die es interessiert, kurz die Vorgeschichte, um zu Verstehen, aus welchem Blickwinkel ich hier berichte:

Im Team Alpecin habe ich das erste Mal Erfahrung mit einem Powermeter sammeln können, und zwar einem spiderbasiertem. Dieses musste nach ein paar Monaten ausgetauscht werden, da die Wattwerte permanent unrealistisch niedrig waren. Ich weiß, ich weiß, manche von euch werden nun mit den Augen rollen. Wenn Menschen über Powermeter berichten, dann erzählen sie immer, dass sie „zu niedrig“ messen. In dem Fall war es aber so, dass mit dem Tausch plötzlich meine Wattwerte mit meinen Herzfrequenz-Zonen übereinstimmten. Von einem Tag auf den anderen.

So weit, so gut, das Powermeter ging inklusive Rad nach meiner Zeit im Team wieder zurück. Zu Weihnachten legten dann mein Partner und meine Familie zusammen und ermöglichten mir so meinen größten Wunsch: meinen eigenen Leistungsmesser! Dieses Mal kurbelbasiert und einseitig. Links. Meine schwache Seite. Ich habe dieses in der Saison ’19 zur Trainingsdokumentation genützt und habe mir auf die Schulter geklopft. Sprints mit 1600 Watt maximum. Das sieht wohl jeder gerne! Ansonsten waren meine Werte aber etwas unter denen vom Vorgänger, und als dann die regelmäßigen Leistungsdiagnostiken im Labor im Winter ’20 und die vielen Rennen auf dem Tacx kamen, fiel auf, dass die Werte immer größere und viel schlimmer: immer weniger gleichbleibende Differenzen aufwiesen, als bislang. Ich trat zum Beispiel 180 Watt auf der kalibrierten Rolle mit Zwift, während mein Powermeter 90 bis 150 Watt an den Rad-Computer sendete.

Im Mittel zog ich einfach 20 Watt von den vorgegebenen Zonen im Trainings ab und es war zeitweise einfach nur verdammt hart. Im Frühling hatte ich durchgehend Muskelkater, aber das war ja genau das, was ich wollte: richtig hart trainieren um das Beste aus mir zu kitzeln.

Zurück zum neuen Powermeter!

Ein Ultra-Rennen wird (normalerweise) penibel nach Watt-Zahlen gefahren. Wer finishen will, der hat einfach nicht in den roten Bereich zu gehen! Und wer gut finishen will, der teilt sich das Ganze so ein, dass er zum Schluss nur etwas niedrigere Werte als zu Beginn tritt.

Was muss her? Ein wirklich gutes Powermeter, dass mir exakt die Werte anzeigt, die ich auch tatsächlich leiste.

Wie genau muss ein Powermeter sein?

Wieder war ich sehr froh über die Möglichkeit, dieses Top-Material testen zu können, grade weil die beidseitigen Garmin Vector 3 mit neuer Batterie-Abdeckung schon länger auf meinem Gebrauchtwaren-Suchagenten waren. Pedalbasierte Leistungsmessung hat ja den großen Vorteil, dass sie einfach auf jedem Rad zu montieren ist. Die Schwachstelle mit der angesprochenen alten und neuen Batterie-Abdeckung ist nun seit bald einem Jahr auch ausgemerzt. Was soll schiefgehen?

Beim Wechsel zunächst mal der große Ego-Push, wenn die Wattwerte und die Normalized Power plötzlich wieder zur Herzfrequenz passt! Zufällig habe ich auch direkt meine letzte Leistungsdiagnostik auf dem perfekt kalibrierten Cyclus 2 nur wenige Tage später, und auch der Leistungsexperte gibt grünes Licht: die Werte meiner Garmin Vector 3 sind verlässlich und wenn ich mich wohl fühle, dann soll ich sie ruhig verwenden. Und wohl fühle ich mich mit den Pedalen sehr. Denn sie bringen nur minimal Mehrgewicht verglichen mit „normalen“ Pedalen mit, allerdings ist dieses sehr praktisch in der hinteren hälfte angesiedelt und so sind die Pedale immer in der perfekt „Einklick-Position“ beim Anfahren. I like! Außerdem sehen sie generell sehr elegant aus, keine Box, die zusätzlich an der Kurbel hängt oder ähnliches. Eigentlich sieht man sie überhaupt nicht, wenn ich trete, was nur ein einziges Manko mitbringt: man sieht sie auch nicht wirklich auf den Bilder. 😉

Die Garmin Vector 3 stimmen mit den gleichzeitig gemessenen Daten im Labor perfekt überein. Grünes Licht!

Was sagt die Leistungsdiagnostik zum neuen powermeter?

Die wahre Größe entfalten die Pedale aber erst in Kombination mit einem Garmin Rad-Computer. Auswertung der Zeit im Sitzen und Wiegetritt wie auch Auswertung der Kraftverteilung auf dem Pedal werden in der Garmin Connect App in den Cycling Dynamics penibel genau angezeigt. Und man wird auch nicht damit alleine gelassen, was das denn nun bedeutet: unter „Hilfe“ wird einem geholfen. (Siehe Screenshots: für eine optimale Kraftübertragung müsste ich meine Cleats noch einmal minimal verschieben). Wie auch die Varia-Lampen, die ich schon mit Wahoo genützt habe, funktionieren die Vector 3 auch mit allen anderen Bluetooth- oder ANT+ kompaktiblen Devices.

Was hat mir Bauchweh gemacht?

Mit den Garmin Vector 3 muss man, genau wie mit anderen Pedal-basierten Powermetern die Art und Weise, wie man Kurven fährt, minimal ändern. Warum ich das sage? Weil schon 3 meiner Team-Kollegen ihre Batterie-Abdeckung in DER 180-Grad-Kurve auf dem Cyclodrom verloren haben. Diese Kurve – ich bin wohl kaum eine öfter gefahren – ist einfach mies, weil auf der inneren Seite noch eine kleine Bodenwelle auf einen lauert. Sie wird direkt nach dem Sprint bergab gefahren.

Die Pedale bauen ein paar Millimeter tiefer als klassische Look-Pedale, und wenn man eben jene enge Kurve ganz innen fährt und eine Hundertstelsekunde zu früh wieder tritt, touchiert die äußerste Ecke des Pedals den Boden. Dann fällt eben die Abdeckung ab. Das lässt sich vermeiden, indem man die Kurve technisch sauber nicht auf der Kampflinie, sondern vor der Bodenwelle schon wieder weiter außen ist. Ich traue mich hier mal zu äußern, dass es sich dabei eher um einen User-Fehler handelt.

Ja, das ist ein sehr spezifischer Fall, der aber für jeden relevant ist, der sich gern mal in einem engen Kriterium messen will.

Außerdem haben sie bei einem kleinen Sturz unschöne Schrammen und Einkerbungen an der Batterie-Abdeckung bekommen. Sie funktionieren weiterhin, aber im Angesicht dessen, dass bei normalen Stürzen das Rad meist auf dem Pedal landet, sind pedalbasierte Powermeter dort natürlich sehr anfällig.

Abschließend…

…lässt sich sagen, dass ich sehr zufrieden mit den Garmin Vector 3 bin, die ich testen durfte. Ja, es gibt günstigere Alternativen! Aber was bringt ein Powermeter, wenn es nicht verlässlich ist? Ich hatte endlich das Gefühl, unkompliziert und zuverlässig einen Überblick über meine Leistung während der Fahrt und meinen generellen Leistungszustand zu haben.

Transparency: die Powermeter-Pedale wurden mir für einen Zeitraum von 3 Monaten zum Test zur Verfügung gestellt.