Sonne. Schweiß. Hitze. Wind. Ein Crash. All das sind Sachen, die ich bislang mit dem Burgenland verbunden habe, um die es aber heute nicht geht! Denn obwohl du hier auf einem Rennrad-Blog gelandet bist, geht es in diesem Beitrag ums Genießen, und das kann man mit jedem fahrbaren Untersatz, egal ob mit gebogenem Lenker oder gar E-Motor.
Aber fangen wir mal ganz am Anfang an: mein Freund und ich verbrachten letztes Wochenende ein paar Tage im schönen Burgenland. Wir fahren beide leidenschaftlich gern Rennrad, aber meistens nicht, um möglichst schnell zu sein, sondern um möglichst viel zu sehen. Um einfach mal anzuhalten, wenn es einem gefällt. Um Dinge besser erfahren zu können, als durch das Fenster eines Autos. Und deswegen habe ich hier unsere Highlights und Routen für euch zusammen gefasst – sowohl für ambitionierte Fahrer, als auch für jene, die lieber ein bisschen länger Pause machen oder nicht so weite Strecken fahren möchten. Und sogar eine Route, die für Gruppen mit unterschiedlichen Interessen gemeinsam fahrbar ist! Kein Wunder: das Radwegnetz im Burgenland ist über 2.500 km lang und auch die Straßen sind in einem sehr guten Zustand, sodass jeder auf seinen Geschmack kommt. Mit ein bisschen Glück fährt man dann sogar an Tini und Andi von geradeaus.at vorbei!
Wohnen
Wir haben in Jois gewohnt, quasi ums eck von Neusiedl am See. Mit dem Zug erreicht man die Gemeinde vom Wiener Hauptbahnhof aus in ca. einer Dreiviertel Stunde, mit dem Auto braucht man 15 Minuten länger. Und wer gern mit Gepäck Fahrrad fährt, braucht ca. 2 Stunden ab Wien. Jois liegt sehr praktisch für jede Fahrradtour, das weiß auch Leo Hillinger, der hier die meisten KOMs inne hat und hier wohnt. Unser Appartement war in einem ruhigen und sehr gemütlichen Innenhof und bot mehr als genug Platz für uns und unsere Räder, wie uns die freundliche Hausherrin Melitta Wetschka direkt bei der Ankunft zeigte. Zum Frühstück spazierten wir morgens ein paar Minuten in den Oleanderhof, den nächsten Rad- bzw. Güterweg erreicht man nach 3 Minuten. Im Ort gibt es, wie es sich gehört, Gasthäuser und Kaffees. Zum See geht bzw. rollt man 1,5 km, es gibt auch einen öffentlichen Seezugang und ein sehr nettes Restaurant: die Seejungfrau. Das passende Zuhause für deine Bedürfnisse kannst du übrigens ganz easy über das Buchungstool von Burgenland Tourismus finden – egal ob Sportler, mit Freunden oder für den Familienurlaub.
Links:
Route von Wien nach Jois mit dem Fahrrad auf Komoot
GPX der Route von Wien nach Jois mit dem Fahrrad zum Download
Unsere Route
Wie ihr ganz oben schon lesen konntet, verbinde ich jede Menge Renn-Kilometer mit dem Burgenland. Dieses Jahr bin ich den Neusiedler See Radmarathon und den Leithaberg Radmarathon gefahren und beide waren nicht nur Zuckerschlecken für mich. Während ich mich bei Rennen gerne verausgabe, genieße ich bei “normalen” Fahrten das drumherum umso mehr, und das gefällt mir grade im Burgenland sehr gut. Kein Wunder, dass meine allererste Ausfahrt nach Neusiedl ging, was auch bis heute noch eine meiner Lieblings-Routen ist. Dieses Mal lehnten wir unsere Strecke zunächst an den Loop vom Leithaberg Radmarathon an, machten bei der zweiten Durchfahrt durch Purbach eine Pause in der Kellergasse, und fuhren dann auf den Spuren des Neusiedler See Radmarathons weiter in Richtung Rust.
Klar ist aber auch: diese längeren Fahrten sind nicht jedermanns Sache, und so kann man die kleine Runde über das Leithagebirge einfach auslassen. In dem Fall fährt man wenige Kilometer nach dem Start durch Purbach, macht die erste Pause und kann sich kulinarisch in der Kellergasse verwöhnen lassen oder durch die Vinothek besichtigen, während sich die ambitionierteren Fahrer am Berg austoben. Die sind nach etwa 1,5 Stunden auch wieder in Purbach und man kann die Tour gemeinsam fortführen. Rust erreicht man auf der langen Tour nach ca. 75 km, auf der kurzen nach etwa 42. Hier haben wir uns im Restaurant Katamaran gestärkt und konnten der gleißenden Mittagssonne etwas entkommen, aber dazu später mehr. Wer mag, kann dann noch weiter nach Mörbisch – damit hätte man dann den gesamten Teil vom österreichischen Ost-Ufer erledigt. Oder aber man steigt direkt in die Radfähre, die einen in einer Stunde einmal quer über den Neusiedler See von Rust nach Podersdorf chauffiert.
Weiter geht es über Landstraßen nach Frauenkirchen, das bekannt für seine wunderschöne Basilika ist. Hier befindet sich aber auch das Duftatelier von Steppenduft – mehr dazu gibts hier zu lesen. Durch Weiden geht es dann wieder zurück nach Neusiedl am See und schlussendlich nach Jois. Nun hieß es: frisch machen für unser Abendprogramm im Das Fritz!
Hier findest du die beiden Routen-Optionen (inkl. Schlenker nach Mörbisch) als GPX und auf Komoot zum Nachfahren:
Hier legten wir unseren ersten größeren Stop ein und genossen es sehr, im Schatten über dem Wasser zu sitzen – mit direktem Blick auf unsere Räder! Wer ein Schloss dabei hat, kann sich aber auch auf einen Platz auf der Terrasse im 1. Stock freuen. Was uns besonders positiv auffiel, ist, dass man hier nicht schräg angeschaut wird, wenn man in Rad-Bekleidung kommt, ganz im Gegenteil, man ist hier auf sämtliche Biker-Bedürfnisse eingestellt – obwohl es eher etwas schicker ist. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist mehr als in Ordnung: die Karte bietet eine große Auswahl an wirklich sehr guten und frischen Speisen, es gibt Weizenbier vom Fass (wer mich kennt, weiß, wie sehr ich mich darüber freue!) und das Wasser ist sogar günstiger als bei den umliegenden Kiosks.
Radfähre
Wer nicht den ganzen See umrunden möchte, kann es sich in Rust auf einem gemütlichen Boot mit seinem Fahrrad bequem machen. Entweder man lässt sich oben den Wind um die Nase blasen oder genießt unten eine Erfrischung, die Fahrräder sind dabei immer in Sichtweite. Kleiner Tipp: je später am Nachmittag es ist, desto voller wird die Fähre. Es ist also nicht unklug, sich entweder 10 Minuten vor der Ankunft bereit zu stellen oder bereits am frühen Nachmittag weiter nach Podersdorf zu fahren. Die Tickets kosten 9 Euro für eine Person mit einem normalen Fahrrad, 11 Euro für eine Person mit einem E-Bike (die ja deutlich schwerer sind) und werden direkt auf der Fähre gekauft.
In Frauenkirchen baut Stefan Zwickl gemeinsam mit seiner Partnerin nicht nur über 40 verschiedene Kräuter und Duftflanzen aus aller Welt an, er destilliert dort auch feinste ätherische Öle – und lädt seit Mai 2019 Besucher jeden Samstag von 15 bis 18 Uhr in das Duftatellier oder zu verschiedenen Terminen zu einer Duftsafari auf seinem Feld ein. Dein persönliches Duftöl? Auch kein Problem: in einem Workshop kannst du dieses selbst kreiieren! Dass Stefan für Düfte brennt, merkt man sofort. Mit seiner humorvollen Art erklärt er den gesamten Prozess von der Auswahl der Pflanzen, dem Anbau über die Ernte bis hin zu den verschiedenen Arten der Duftgewinnung – und das alles im wirklich wunderschön restaurierten Schweinestall seines Vaters. Ich kam natürlich ganz schön verschwitzt an und hab es sehr genossen, als ich nach zwei Spritzern Pfefferminz-Öl auf meine Unterarme die kühlende Wirkung dieses ätherischen Öles spürte! Aber auch in der St. Martins Therme kann man in den Saunen die verschiedensten Aufgüsse aus dem Hause Steppenduft genießen.
Ein traumhafter Ausklang eines wunderschönen Tages am See: Das Fritz in Weiden ist ein modernes, gehobenes Restaurant mit einer gemütlichen Cocktailbar und einer kleinen Marina für jene, die mit dem Boot auf dem Neusiedler See unterwegs sind, aber auch eine beliebte Hochzeitslocation. Kein Wunder: den Sonnenuntergang am Neusiedler See zu beobachten, während man die köstlichen Speisen genießt, ist unbezahlbar! Ein absolutes Highlight war für uns auch die große Auswahl an lokalen Weinen. Auf der Karte stehen jede Menge Neu-Interpretationen pannonischer Speisen – der Fokus liegt hier auf Nachhaltigkeit und Wertschöpfung.
Am nächsten morgen ging es für uns in die Therme St. Martin und wir starteten mit einer Safari im flachsten Gebiet Österreichs: dem Seewinkel. Leander erzählte uns zunächst viel über die Region und ihre Geschichte. Wusstet ihr, dass der Neusiedler See früher L-förmig war? Und dass dieser zuletzt im 19. Jahrhundert für 4 Jahre am Stück zur Gänze ausgetrocknet war? Am Westufer erstreckt sind der Nationalpark, in den wir dann ausgestattet mit Ferngläsern in einem Landrover aufbrachen. Den ersten Stop legten wir bei den Salzlacken ein, die zwar im Sommer austrocknen, aber als Brutplatz für jede Menge Vögel dienen. Diese fliegen täglich unzählige Male insgesamt 30 Kilometer zum Neusiedler See und zurück, um ihre Jungen mit genügen Nahrung zu versorgen! Weiter ging es zu den Graurindern, die hier das Land beweiden – übrigens gemeinsam mit dem Rohrhirsch, der hier im Schilf lebt. Ich muss sagen, die Safari hat mich am meisten überrascht, denn normalerweise bin ich überhaupt kein Fan von solchen “geführten” Aktivitäten – aber der Vogelexperte Leander hat das ganze so kurzweilig, informativ und lustig gestaltet, dass wir es wirklich sehr genossen haben.
Den Tag ließen wir dann in der St. Martins Therme ausklingen: nach einem kleinen Snack im zugehörigen Restaurant legten wir uns an den Badeteich und natürlich enterte ich direkt die Rutsche. In der See-Sauna entspannten wir uns, bevor wir uns in der Wasserfall-Dusche auf die Heimfahrt vorbereiteten.
Ich bin wirklich noch immer ganz hin und weg, was für ein traumhaftes Wochenende wir hier so nahe bei Wien genossen haben – und mit der praktischen Suche auf der Burgenland-Homepage ist auch programmtechnisch für wirklich jeden Geschmack etwas dabei.
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