Bald sind es 3 Jahre, als ich das erste Mal auf Laufrädern von Bikebeat über die Straßen düste – und inzwischen konnte ich einen breiten Erfahrungsschatz aufbauen. Egal ob beim Race Around Austria, bei Rad-Abenteuern in den Alpen und in den italienischen Hügeln, bei Rennen & Zeitfahren oder beim Abfahren der Tour de France der Frauen Strecke: die „Dinger“ wurden von mir definitiv auf Herz und Nieren getestet. Da ich immer wieder höre, dass sich Fahrer:innen unsicher sind, welche Felgenhöhe zu ihnen passt, gibt es hier nun einen bildreichen Erfahrungsbericht und mein persönliches Fazit!
TLDR: klicke hier, um gleich zum 47 vs. 62mm Fazit zu kommen
Meine Laufräder
Mein erster Bikebeat Laufradsatz sind die Überflieger 2.0 Exklusiv – bzw. das Vorgängermodell. Sie haben eine Felgenhöhe von 47mm und sind damit eine klassische, leichte Standard-Aerofelge.
Vor dem Zeitfahren KOTL 2021 gesellten sich dann auch noch Tiefflieger Exklusiv hinzu. Mit einer Felgenhöhe von 62mm sind sie ein wahrer „Kopf-Umdreher“, wenn man an jemanden vorbei fährt und bieten deutlich mehr aerodynamische Vorteile.
Das „Problem“ mit den Aero-Laufrädern („Hochprofilfelgen“)
Kurz für „Newbies“ erklärt: Aerodynamische Laufräder haben den Ruf, schwer zu sein und eine gewisse Seitenwindanfälligkeit zu besitzen. Das äußert sich vor allem unangenehm, wenn einen plötzlich eine Böe von der Seite erwischt und man gar auf der Straße versetzt wird. Mit meinen Vorgänger-Laufrädern ist mir das tatsächlich schon passiert und jagt einem einen ordentlichen Schrecken ein.
Wie anfällig Laufräder für Seitenwinde sind, kommt zum Beispiel auf die Form der Felgen und zu einem geringen Teil auch auf die Speichen an. Generell gesagt spürt man Seitenwinde einfach deutlich mehr, je mehr Auflagefläche man bietet – und Auflagefläche haben hohe Aerofelgen definitiv. Durch U-förmige Felgen kann diese Seitenwindanfälligkeit allerdings deutlich minimiert werden. Durch meine Erfahrungen mit einem Laufradsatz vor meinen Bikebeat Laufrädern hatte ich eine gehörige Portion Respekt bei der Wahl meiner neuen Laufräder. Im Nachhinein hat sich diese als unbegründet heraus gestellt, denn sogar mit den Tieffliegern habe ich das Problem des „Versetzt-Werdens“ einfach nicht mehr. Und das sogar im windigen Wien! Relativierend muss man aber dazu sagen, dass ich knapp 70 Kilogramm wiege und damit etwas mehr, als viele kleinere Frauen. Inwiefern man Seitenwinde spürt, hängt natürlich auch vom Gewicht ab. Und bei konstanten 40 km/h Winden mit stärkeren Böen nimmt – denke ich – kaum niemand mehr entspannt seine Hände vom Lenker! Je leichter der:die Fahrer:in ist, desto mehr spürt man etwaige Seitenwinde.
Das andere Thema ist das Gewicht der Laufräder. Klar, mehr Carbon, mehr Gewicht. Das kann man nicht leugnen, und ja, an den Rädern spürt man jedes Gramm mehr. Auch die 100 Gramm, die die Tiefflieger mehr wiegen als die Überflieger. Aber mit höheren Felgen bieten sich eben auch größere aerodynamische Vorteile und je nach Touren-Profil ist man mit höheren Felgen definitiv schneller!
Hochprofilfelgen Bikebeat Tiefflieger
Auf meinen Hausrunden schafft es der Höhenmeter-Zähler selten über die 1000er Marke, andrerseits stürmt es im Wiener Becken einfach gerne und viel. Das bedeutet auch, sich möglichst optimal mit dem Wind hier zu arrangieren, und daher rolle ich gerne auch auf meinen 0815-Ausfahrten mit den Tieffliegern herum, denn für die Touren, auf denen ich unterwegs bin, braucht es keine besondere Gewichtsersparnis und ich kann auch bei starken Seitenwinden auf meine Laufräder zählen.
Bei Rennen gehe ich inzwischen immer seltener an den Start – zuletzt waren es primär Zeitfahren. Unter anderem der berühmte King of the Lake, bei dem ich sowohl 2020 (nach 8 Monaten strukturierten Training für die Race Around Austria Challenge) als auch 2021 (ohne strukturiertem Training, dafür mit neuen Tieffliegern) an den Start gegangen bin. Long story short, effektiv war ich ohne irgendeiner Form der Vorbereitung nur knapp 30 Sekunden langsamer. Jaja, man stelle sich vor, wie schnell ich gefahren wäre, hätte ich 2021 auch nur irgendein sinnvolles Training gemacht… Habe ich aber nicht, dafür neue Laufräder und die haben ordentlich abgeliefert!
Auch auf meiner Fahrt über die TDFF Strecke 2022 (ja, inklusive Transfers auf dem Rad) habe ich mich für die Tiefflieger entschieden. Zwar standen mit dem Petit Ballon, Grand Ballon und dem Super Planche des belles filles auch ordentliche Berge auf dem Programm, aber die meisten Tage war es ein ständiges Auf- und Abrollen auf Hügeln, wie ich sie auch von Zuhause kenne – und jeder Menge Wind, hier aber vorzugsweise von Vorne. Ich entschied mich im Vorfeld für die Tiefflieger und muss im Nachhinein sagen, es war eine goldrichtige Entscheidung. Ja, die Laufräder wiegen knapp 100 Gramm mehr. Diese 100 Gramm mehr habe ich aber gern den Berg hoch“getragen“, um an den vielen Tagen zuvor gut durch den Wind, die ewig langen Felder der Champagne und über die vielen Hügel zu kommen.
Außerdem sehen sie einfach geil aus. Punkt. 😉
Standard-Aerofelgen Bikebeat Überflieger
Bei der Race Around Austria Challenge habe ich mich für meine Überflieger entschieden, denn mit 6500 Höhenmetern ist das Rennen wirklich ein ordentlicher Brocken. Nachdem die wirklich fiesen Berge auch eher zum Schluss kamen und ich zu dem Zeitpunkt schon 20 Stunden auf dem Rad saß, war ich einfach froh um jedes Gramm weniger, dass ich bewegen muss.
Auch bei Bikepackings (da kommt was auf mich zu im Juli!) oder für Rennrad-Ferien (häufig auch „Trainingscamp“ genannt) greife ich eher zu den Überfliegern. Grade wenn ich nur am Höhenprofil der Touren in neuen Destinationen wage einschätzen kann, was da auf mich zukommt, bin ich lieber etwas leichter unterwegs. Durch die Packtaschen am Rad bewegt man hierbei sowieso schon ein deutlich schwereres Rad als gewohnt.
Auch bei kurzen, knackigen Rennen wie Kriterien ist der aerodynamische Vorteil von höheren Felgen zu vernachlässigen. Ja, ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es nicht die klügste Entscheidung ist, hier mit hochwertigen Felgen wie den Bikebeat Überflieger an den Start zu gehen – es gibt bei dieser Art von Rennen durchaus ein gewisses „Crash-Risiko“ und es wäre Schade, die Laufräder so kaputt zu machen. Mangels Alternativen habe ich meine Überflieger verwendet und habe mit ihnen sogar schon ein paar Mal den Sprint gewinnen können!
Abschließend lässt sich sagen: one Felgenhöhe fits all gibt es nicht, aber jede Menge Argumente für beide Aero-Laufradsätze. Hier ist meine persönliche Pro-Liste für all jene, die ohne einer Elite-Lizenz fahren und dennoch Spaß haben:
Pro Tiefflieger (62mm)
- Du wohnst in einem eher flachen oder welligen Terrain
- Du planst Zeitfahren oder Jedermann-Rennen bzw. Radmarathons ohne enormer Anstiege
- Du fährst bereits einen leichten Rahmen, es ist also nicht so enorm wichtig, ultra viel Gewicht bei den Laufrädern einzusparen
- Du willst, dass dein Rad richtig geil aussieht 😉
Pro Überflieger (47mm)
- Du wohnst in den Bergen mit langen Anstiegen oder überwiegend steilen Rampen
- Du planst viele Bikepackings mit zusätzlichem Gewicht am Rad oder zahlreiche Rennen, die mehr als 4.000 Höhenmeter haben
- Dein Rahmen ist eher schwerer und du möchtest dein Rad mit leichteren Laufrädern aufwerten
- Du wiegst +- 50 Kilogramm und fühlst dich oft „vom Winde verweht“
Eine weitere Möglichkeit ist, für das Vorderrad eine niedrigere Felgenhöhe als für das Hinterrad zu wählen. Vorne spürt man den Wind deutlich mehr, da auf dem Lenker weniger Körpergewicht lastet als auf dem Sattel – ergo Hinterrad.
Die Fotos in diesem Artikel stammen von Daniel Willinger, Martin Granadia von 169k.net, Sebastian Friedrich, Sportograf & meinem Mann.
Transparency: beide im Artikel erwähnten Laufradsätze darf ich derzeit unkostenfrei Fahren. Nachdem mir die beiden Vergleichs-Laufradsätze, wie auch jene von anderen Herstellern vor Bikebeat, zur Verfügung gestellt wurden, beeinflusst dies mein Fazit in keinster Weise. Ganz im Gegenteil, ich möchte dich mit diesem persönlichen Erfahrungsbericht unterstützen, die richtige Entscheidung für dich selbst zu treffen.
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