Titelbild by Martin Granadia

Lange war es sehr ruhig auf diesem Blog. Einerseits, weil ich selbst viele Rennen gefahren bin, andrerseits, weil die Aufgabe, meine Umfrage mit fast 400 Teilnehmer:innen zusammen zu fassen, wie ein riesengroßer Brocken erschien. Damit kommen wir auch gleich zum Kern der Sache: offenbar erscheint bis heute vielen Frauen der Start bei ihrem ersten Rennrad-Rennen wie eine schwierig zu bewältigende Herausforderung.

Inhaltsverzeichnis

Nicht aus Zucker: auch oder grade auf der Ultra-Distanz können Frauen punkten! Festgehalten von Daniel Willinger beim Race Around Austria

Exkurs

Warum schreibe ich diesen Artikel überhaupt? Bis heute ist es so, dass bei vielen Rennrad-Bewerben größtenteils Männer am Start sind. Gleichzeitig ist der Rennrad-Damen-Boom, grade seit der 1. Corona-Welle, nicht zu übersehen. Während es in ähnlichen Sportarten, wie zum Beispiel bei Lauf-Veranstaltungen oder Triathlons, kaum zu einem so bemerkenswerten Gender-Split bei den Starter:innen kommt, hinkt der Amateur-Radsport hier stark hinterher.

Ja, auch im Profi-Bereich auf Worldtour-Level gibt es massive Missstände. Sei es die fehlende Live-Coverage, die durchwegs männlich besetzten Kommentatoren, oder das es kaum vergleichbare Rennen für Frauen wie bei den Männern gibt… Die Liste lässt sich wohl noch lange fortsetzen und dazu gibt es auch schon gute Lektüre von Expert:innen. Ich beziehe mich in der Umfrage, auf der der Blogpost basiert, wie auch im folgenden Text explizit auf Amateur-Events.

Apropos Amateure (oder Amateur:innen): wusstest du, dass es in Österreich nach wie vor keine Amateur-Lizenz für Frauen gibt? Frauen können, zwischen Juniorin und Masters, nur mit einer Elite-Lizenz an den Start gehen. Man fährt also als Frau zwischen knapp 23 und 30, die zum Beispiel während Corona mit dem Rennrad-Fahren begonnen hat, bei vielen Rennen gegen jene Frauen, die bei den Österreichischen Meisterschaften um die ersten Plätze kämpfen. Dass das nicht besonders förderlich für die Entwicklung des weiblichen Radsports in Österreich ist, ist relativ klar. Und mit einer Elite-Lizenz darf man bei einigen „Jedermann“-Rennen in Deutschland oder anderen angrenzenden Ländern nicht in der Wertung mitfahren.

Update 2023: inzwischen gibt es eine Amateur-Lizenz für Frauen, allerdings gab es dazu keine Kommunikation durch den ÖRV, außer die Erwähnung in einem Newsletter, in dem es um die generellen Anpassungen 2023 ging. Daher wussten auch kaum Veranstalter von der Kategorie. So kamen wir Fahrerinnen mal wieder zum Handkuss und mussten Veranstalter und potentielle Lizenz-Nehmer:innen informieren, neben Training und sonstigen Rennen.

Voller Motivation kurz vor dem Start: Stella, Julia und ich bei einem VICC Race Day 2021, eingefangen von Martin Granadia / 169k.net

Disclaimer

Bei der Umfrage, die ich via Instagram und Frauenspezifischer Rennrad-Gruppen geteilt habe, handelt es sich um eine einfache Google-Umfrage. Sie hat keinen wissenschaftlichen Hintergrund, Aufbau oder Sonstiges. Ich denke, dies macht die Ergebnisse nicht weniger informativ für mögliche Starterinnen, Mitfahrende und Veranstalter, sei aber dazu gesagt.

Mir persönlich liegt es auch am Herzen, dazu zu sagen, dass dies kein „Die Veranstalter sind pöhse und wollen keine Frauen!“-Blog ist, ganz im Gegenteil. Er soll einerseits eine von vielen Ressourcen sein, die zu einem ausgewogenen Starter:innen-Feld beitragen, aber möglicherweise auch ein paar Antworten auf offene Fragen oder gar ein paar Aha-Momente bringen! Genau so wenig darf dieser Beitrag eine potentielle Starterin bei einem Rennen davon abhalten, sich anzumelden, weil da „eh nur Männer am Start sind“. Keine Sorge, wir Starterinnen freuen uns schon sehr auf dich und stehen dir immer mit einem offenem Ohr – und wenn du es möchtest auch mit Tipps und Tricks – an deiner Seite.

Last but not least möchte ich dazu sagen, dass ich seit bald 9 Jahren hauptberuflich in der Kommunikation und im Marketing für verschiedenste Unternehmen arbeite. Viele Jahre davon habe ich auch konkret im Event-Management verbracht und nebenbei ein Diplom im Online Marketing und Event-Management „erledigt“. Und dann wäre da noch dieser riesige Rennrad-Account, der einer der erfolgreichsten im DACH-Raum ist. Ich darf also meine fachspezifischen Anmerkungen zu den einzelnen Ergebnissen hinzufügen, denn in diesen Themen kenne ich mich einfach gut aus.

Die Ergebnisse

Zunächst mal zur Demographie: An der Umfrage haben 396 Frauen und 2 Teilnehmer:innen, die sich mit einem anderen Geschlecht identifizieren, teilgenommen. Außerdem eine Hand voll Männer, deren Antworten ich ausgeblendet habe. 😉 Die meisten Teilnehmer:innen, fast 46%, sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, also genau in dem Alter, in dem es in Österreich nur eine Elite-Lizenz (oder eben eine BikeCard) gibt.

232 der Teilnehmer:innen, als deutlich über die Hälfte, sind noch nie bei einem Rennrad-Rennen an den Start gegangen. Das ist insofern relevant, als das dies aufzeigt, dass die Hürde für den ersten Start besonders groß erscheint. Ich kann mich nicht erinnern, dass mal eine Starterin nach einem netten und herausfordernden Rennen gesagt hätte: „Puh, also Radrennen, ist gar nichts für mich.“ Die Antworten in der Umfrage bestätigen dieses persönliche Gefühl zumindest teilweise.

„Falls du bisher noch bei keinem Rennen gestartet bist, warum?“

Die größte Hürde ist, denke ich, wenig Geschlechts-spezifisch: 36% schätzen sich nicht fit genug ein, um bei einem Rennen an den Start zu gehen. Dicht gefolgt von Teilnehmer:innen, die seit März 2020 mit dem Rennrad-Fahren begonnen haben und sich aufgrund der Unsicherheit, ob ein Rennen überhaupt statt findet, bisher nicht an den Start gewagt haben.

Meiner Meinung nach sind das zwei Punkte, die Veranstalter:innen wirklich gut in der Kommunikation zum Rennen bedenken können. Best Practices liefert hier zum Beispiel der Frauenlauf, bei dem sich Teilnehmerinnen in jeder Leistungsklasse gut aufgehoben fühlen, oder die Ultra Rad Challenge, die von 3 bis 24 Stunden jede Distanz für jedes Level, Fahrer:innen-Profil und Geschlecht zur Verfügung stellt. Es ist auch wichtig, offen(er) über Verschiebungen und Storno-Policies zu sprechen. Mir ist durchaus bewusst, dass viele Veranstalter:innen aufgrund der laufenden Kosten einfach nicht in der Lage sind, die gesamte Renn-Gebühr zurück zu zahlen, sollte die Veranstaltung nicht möglich sein oder der:die Starter:in aufgrund eines positiven Corona-Tests nicht teilnehmen können. Viel schlimmer ist es für Teilnehmer:innen allerdings, hier erst in kleinen Rand-Notizen oder im Nachhinein informiert zu werden und keine Ahnung zu haben, wie es nun weiter geht. Stattdessen ist es ratsam, Alternativtermine, Storno-Policies und Versicherungen aktiv in die Kommunikation aufzunehmen. Nur so wissen „wir Sportler:innen“ was Sache ist – und haben häufig ein großes Verständnis für den Veranstalter!

Gefolgt werden die beiden Punkte von „Ich fahre für mich selbst Rad und habe kein Interesse an solchen Events“ sowie einem generellen Gefühl des Unwohlseins bei Rennen und Events. Auch hierbei handelt es sich mutmaßlich um weniger geschlechts-spezifische Charaktere in der Rennrad-Welt. Denn wir alle kennen wohl genug Menschen, denen jeglicher Renn-Charakter überhaupt nicht gefällt oder die generell und auch vor der Pandemie größere Happenings tunlichst vermieden haben. Mögliche Reaktionen in der Kommunikation können jedoch sein, sich auf weitere Vorteile des Rennens (zum Beispiel gesperrte Straßen oder ein besonders nettes Fest) zu konzentrieren, statt nur auf den Sieg zu hechelnde Fahrer:innen und der 3 Stunden langen Siegerehrung mit warmen Bier im stinkenden Festzelt.

Bemerkenswert ist dass die häufig noch ungleich aufgeteilte Care-Arbeit kein großes Hindernis für Frauen darstellt, an Rennen teil zu nehmen.

„Welche Voraussetzungen muss ein Rennen mitbringen, damit du als Frau an den Start gehst?“

Das Ergebnis hierbei ist ganz klar. Ex Aequo auf Platz 1 liegen „Die gleichen Altersklassen für Männer wie für Frauen“ und die passende Infrastruktur. Grade das Ersteres heute überhaupt noch diskutiert werden muss, ist für mich als junge Frau absolut absurd und das sollte jede:r Veranstalter:in sofort umsetzen können. Die 5 Euro Produktionskosten für eine weitere Medaille sollten sich grade noch ausgehen.

Auch mir persönlich stößt es sehr sauer auf, bei Siegerehrungen – überspitzt gesagt 🙄 – darauf zu warten, dass Männer über 40 mit einem Muttermal, Männer über 40 ohne und Männer über 40 mit einem leichten Geheimratsecken ihre 5 Minuten Ruhm bekommen haben. Natürlich direkt gefolgt von der Altersklasse über 50, 60, 70, 80 und – Respekt! – 90… Grade wenn sich die Frauen mit „Unter 20“, „Elite“ und „die Älteren halt“ durchschlagen müssen. Bei einem genaueren Blick auf die weibliche Anatomie ist relativ klar, dass es hier zumindest die selben Leistungsklassen wie bei Männern braucht, immerhin gehen viele von uns durch eine oder mehrere Geburten und fast alle durch den Wechsel. Für viele junge Frauen in meinem Alter, wie auch ältere, wird dadurch ein Start einfach unattraktiv, grade bei den Events, die sich primär um das Podium drehen.

Der Wunsch nach dem selben Preis(geld) sowie einem eigenen Frauenstart ist nur ganz knapp auf Platz 2 gelandet. Beides lässt sich ohne viel Aufwand bewerkstelligen. Während der selbe Preis heute zumindest im Amateur-Bereich (wir bekommen alle „nur“ ein Fass Bier oder Wein 🥰) größtenteils usus ist, ist der gemischte Start nach wie vor ein großes Thema. Immerhin ist das Einklinken im Gewusel beim ersten Renn-Start sicher ein wenig gruselig, grade wenn man sich vor den Herren nicht zum Affen machen will. Andrerseits stellt der gemeinsame Start und das „Durchziehen“ von einzelnen Frauen eine massive Barriere für jene Damen auf, die noch nicht über das Netzwerk eines für sie „abgestellten“ Teams verfügen. Ob das Vorgehen generell fair oder unfair ist, ist an dieser Stelle aber nun wirklich zu viel.

Einen weiteren Aspekt aus dem Renngeschehen bringt Jeannine ein:

https://www.instagram.com/p/CpxrJiMMkk0/

„Was macht ein Rennrad-Event für dich attraktiv?“

Hier ist ganz klar zu erkennen, dass der wichtigste Faktor direkte Bezugspersonen im eigenen Umfeld sind. Einmal mehr rückt die rolle von Facebook-Gruppen, Vereinen und Freund:innen in den Fokus! Wer hier bei den bestehenden Teilnehmer:innen mit Qualität und Spaß Punkten kann, wird als Veranstalter:in wachsen – siehe Kind of the Lake!

Gefolgt wird das ganze von der Kommunikation des Veranstalters, zum Beispiel via Social Media oder der Website. Ich denke, grade jene jungen Erwachsenen, die während Corona zu radeln begonnen haben, fühlen sich von dem Neunziger-Jahre-Dorffest-Charakter auf der Website und Co überhaupt nicht abgeholt. Klar ist Social Media und der Web-Auftritt für viele Veranstalter:innen bisher ein Praktikant:innen-Aufgabe gewesen, wie in so vielen anderen Unternehmen auch. Aber grade in den letzten 2 Jahren, wo viele physische Werbeplattformen für Anmeldungen komplett weggefallen sind, gehört diese Aufgabe heute in die Hände von jemanden, der halbwegs weiß, was er macht.

Teil davon sind zum Beispiel auch andere Personen auf Social Media, wie zum Beispiel ich. Menschen, die zeigen, dass es Spaß macht und das man es schaffen kann sind grade dann eine Hilfe, wenn man im direkten Umfeld keine Bezugspersonen zu dem Thema hat. Anders lässt sich ja auch der Boom um Facebook-Gruppen nicht erklären!

Am unwichtigsten ist den befragten Frauen, dass irgendein berühmter Ex-Profi oder Star-Winzer an der Veranstaltung teil nimmt. Das stellt die Veranstalter:innen insofern vor die Herausforderung, dass viele Kommunikationskonzepte bislang auf diese Personen aufgebaut sind. Sorry. 😋

„Welches Incentive würde dich als Frau eher zu einem Start bei einem Rennen bewegen?“

Der wichtigste Punkt für mehr Starterinnen sollte eigentlich im Jahr 2022 kein „Incentive“ mehr sein: dass man als Frau auch auf allen Distanzen starten darf und gewertet wird. Es ist wenige Jahre her, da musste ich noch ein anderes Geschlecht angeben, um auf der „langen“ Distanz (etwa 150km) eines Radmarathons in einer Landeshauptstadt zu starten. Aufgrund der Pandemie hat dieser seit dem nicht mehr stattgefunden. Es ist auch keine Frage des „Entweder Frauenstart oder alle Distanzen“ – liebe Veranstalter:innen, bitte macht einfach euren Job, wir zahlen dafür nicht wenig Startgeld.

Der zweite Punkt ist, dass Frauen auch in der Kommunikation gezeigt werden. Wenn ich auf der Website, auf der ich mich anmelden soll, wie auch auf Social Media nur Männer sehe, gehe ich fest davon aus, dass es sich um ein Rennen handelt, bei dem ich als Frau nicht willkommen bin. Auch das sollte sich einfach für jeden umsetzen lassen.

Günstigeres Nenngeld für Frauen, eine Vorregistrierung oder rosafarbene Accessoires treffen allerdings auf wenig Anklang, zumindest bei den Teilnehmer:innen dieser Umfrage.

Beim RAD RACE über die Alpen & Dolomiten, festgehalten von Björn Reschabek

Was sagen die Veranstalter:innen von Events und Rennen dazu?

Ultra Rad Challenge (Steiermark)

Die Ultra Rad Challenge ist das größte Radsportevent der Steiermark mit vier Bewerben über 3h/6h/12h/24h. Über einen Rundkurs von rund 18 Kilometer müssen entweder solo oder im Team so viele Kilometer wie möglich gesammelt werden. Die URC ist geprägt von großartiger Stimmung entlang der Strecke mit verschiedenen Biker-Festen sowie im Start-Zielbereich mit einem stimmungsvollen Rahmenprogramm.

Wie ist der Gender-Split bei euch derzeit? Wie war die Entwicklung in den letzten Jahren?

2017: 544 m zu 76 w
2018: 702 m zu 86 w
2019: 801 m zu 142 w
2020 (Corona-Edition): 590 m zu 108 w
Die Teilnahme von Frauen an unserer Veranstaltung hat sich gesteigert!

Habt ihr die Notwendigkeit gesehen, konkrete Maßnahmen für Frauen bei den Rennen zu setzen? Wie sind eure Erfahrungen damit?

Wir haben speziell in der Organisation für die 2021 Austragung der URC begonnen, ganz konkrete Maßnahmen für Teilnehmerinnen zu schaffen. Schon im letzten Jahr haben wir auf den Social Media Kanälen darauf geachtet, Frauen mehr in den Fokus zu stellen bzw. ein ausgeglichenes Verhältnis beim Bildmaterial zu schaffen. Dies haben wir auch heuer noch mehr im Fokus. 

Zudem haben wir heuer die Teamkategorien angeglichen. In den Vorjahren hatten wir bspw. über 24h nur die 2-10er-Teamkategorie. Heuer gibt es wie bei den Herren eine 2er, 4er und 10er Teamkategorie. 

Wir werden heuer auch die Starts in Blöcken je nach Kategorie durchführen, um zum einen ein faireres Rennen zu gewähren und auch die Startsituation zu entschärfen und sicherer zu gestalten. Dies bedeutet auch, dass es einen eigenen Damen-Startblock geben wird. 

Weiters organisieren wir Anfang Juni ein reines Damen-Rennradcamp wo wir auf die URC aufmerksammachen möchten und den Damen einen Einblick in das Renngeschehen zu geben. Wir werden uns in Ruhe den URC-Rundkurs anschauen, eine Fragerunde machen, den Event-Trailer anschauen und es gibt einen Gutschein für ein ermäßigtes Startgeld für die Teilnehmerinnen am Camp. Natürlich gibt’s auch ein umfangreiches Rahmenprogramm, welches den Teilnehmerinnen Spaß machen soll, sie inspirieren soll und motivieren soll weiter den Rennradsport zu betreiben.

 Was erhofft ihr euch bezüglich weiblicher Teilnehmerinnen in den nächsten 5 Jahren?

Gerade bei den Damen merken wir einen immer stärker werdenden Zuspruch für unser Event. Und das möchten wir fördern und auf die Bedürfnisse von Frauen bei einem solchen Rennevent noch besser eingehen. Außerdem möchten wir die Sichtbarkeit von Frauen bei solchen Renn-Events erhöhen. Toll wäre es, den Anteil der Frauen zu steigern und so nah wie möglich an ein 50:50 Verhältnis an Teilnehmer*innen zu kommen.

Impression vom Female Cycling Basecamp, auf dem Weg zur Pöllauer Berg

King of the Lake (Oberösterreich)

Der ASVÖ King of the Lake ist Europas größtes Zeitfahren. Am 18. September 2022 geht es wieder rund am Attersee – der ASVÖ King of the Lake geht in seine 12. Runde. Die für den Verkehr komplett gesperrte Uferstraße um den idyllischen Attersee sorgt für „Tour“-Feeling für Jedermann/frau. Neben den Einzelstartern werden auch dieses Mal wieder 4er Teams, sowie 10er Teams die 47,2 Kilometer um den See in Angriff nehmen.

Wie ist der Gender-Split bei euch derzeit?

2020 war der Split laut Ergebnisliste des „King“ 586 Männer und 75 Frauen. Bei den Interessierten (also jenen, die sich angemeldet haben) lagen wir bei 89,4% männlichen und 10,6% weiblichen Interessierten im Einzel. (Zum Vergleich: 2018 waren es 9,2% weibliche Interessierte. Das heißt, wir hatten da auch eine (geringfügige) Steigerung über die letzten Jahre.) Bei den Mannschaften hatten wir 124 Mannschaften, davon 75% rein männliche, 8,1% rein weibliche und 16,9% in der Mixed Wertung (21 Mix, 93 Herren und 10 Damenteams).

Wie war die Entwicklung in den letzten Jahren?

Die hat eigentlich eher stagniert, mit jeweils geringfügigem Anstieg.  

Habt ihr die Notwendigkeit gesehen, konkrete Maßnahmen für Frauen bei den Rennen zu setzen?

Eigentlich nicht, da sich interessierte Frauen angemeldet haben, ohne dass wir konkrete Maßnahmen setzen mussten, bzw. melden sich auch die Damen genau wegen dem Konzept des KOTL an.

Vor einigen Jahren gab es im Rahmen des KOTL einmal ein Abschlussrennen einer Damenserie, also wurde hier auch speziell den Damen eine Bühne geboten und versucht, in diese Richtung zu pushen. Prinzipiell ist der KOTL neutral ausgelegt. Wenn die Starterinnen da wären, wären wir auch bereit, hier konkrete Maßnahmen wie eine eigene Klasse (Elite etwa oder Damen U23) zu unterstützen.

Wie sind eure Erfahrungen damit?

Bei der Anmeldung kann man keine speziellen Maßnahmen setzen, da dabei jeder/jede gleichberechtigt ist. Es ist recht schwierig, konkrete Maßnahmen zu setzen, weil auch zum Teil die Nachfrage gar nicht da ist (es würde eine Damenelite Klasse geben, wären die Starterinnen da, aber es gibt eben nicht genug). Und eine Kategorie hat eben nur auch dann Wertigkeit, wenn es genug Starterinnen dafür gibt.

Was erhofft ihr euch bezüglich weiblicher Teilnehmerinnen in den nächsten 5 Jahren?

Wir erhoffen uns schon, dass der Anteil kontinuierlich steigt, Ziel wäre schon ein Anteil von 20% Damen.

Zeitfahren ist der perfekte Einstieg in Rad-Rennen, da man nicht im großen Pulk fährt. Eingefangen by Sportograf

Orbit360

Orbit360 – die sogenannten outerspace cycling challenge – ist im Jahr 2020 aufgrund zahlreicher Absagen andere (Ultra)- Radevents als alternatives Renn-Format entstanden. Bei der Gravel Serie haben Teilnehmer:innen die Möglichkeit innerhalb eines vorgesetzten Zeitfenster auf unsere Orbits (18 Routen in ganz Deutschland verteilt) zu gehen, bzw. eher fahren und Punkte zu sammeln. Im Jahr 2021 wurde die Gravel Serie noch im zwei Events erweitert: Im März stiegen fast 900 Fahrer:innen auf den Sattel um für einen guten Zweck eigens erstellte 180km- oder 360km lange Route zu fahren. Als Grand Finale hat vom 19.-22.08.2020 das Orbit 360 Bike Festival stattgefunden, bei dem alle Teilnehmer:innen in lockerer Lagerfeueratmosphäre zusammen kommen.

Wie ist der Gender-Split bei euch derzeit? Wie war die Entwicklung in den letzten Jahren?

Social Media und Teilnahme bei Verstanstaltungen derzeit bei 80/20 Männer/Frauen

Habt ihr die Notwendigkeit gesehen, konkrete Maßnahmen für Frauen bei den Rennen zu setzen?

Klar, bereits umgesetzt:
– Scouting Team aus dem ersten Jahr durchgewechselt und euch mit ins Boot geholt
– Visibility auf Social Media liegt nun bei 50:50 Mann:Frau
– Unterstützung Bikeygees e.V., die (geflüchteten) Frauen das Rafahren beibringen
– starke Berücksichtigung der Frauen bei der komoot Best-Off Kollektion

In Planung für die kommende Saison:

– Einen eigenen Hashtag zusätzlich zu #letsorbit im Stil von: #womenfororbit #letsfemaliseorbit #womenongravel 

– Eigene Podcastfolge mit Johanna zum Thema Frauen im Radsport und auf den Orbits – Motto: #FEMPOWERMENT

– Highlights auf Insta für die Frauen Hashtags und für Frauenrouten

– Jede Frau, die eine Frau mitbringt (wirbt) bekommt einen Komoot Gutschein

– Ziele definieren – bis 2021 so und so viele Frauen Routen. – oder bis Ende der Orbit Serie sollen so und so viele Frauen gefahren sein. Oder Frauen in den Top 10

– Motto für das Frauen an Bord bekommen bei Orbit kann sein: „Not a Programm, but a process making progress.“

– Instagram Take-over: Frau übernimmt einen Tag den Orbit Account und berichtet von den Erfahrungen, ihren Zweifeln und Erfolgen.

– Nochmal die Idee vom 24h Begleittelefon: kann man auch andere Frauen aufrufen sich zu beteiligen?! Für andere RadfahrerInnen da zu sein und einen Dienst zu übernehmen/ könnte man das noch cool lösen. Allerdings müsste man sich bei dem Ansatz fragen, ob es wirklich darum geht, dass Frauen Angst auf den Orbits haben oder dass sie sich einfach nicht damit identifizieren können a) die Strecken zu fahren und b) sich nicht mit dem Thema Radsport identifizieren?

– Wir wählen die Super-Orbiter:in fürmehr visibility

Ich war zwar noch nie bei einem Orbit360 am Start, finde aber Raphaels Gedanken zu dem Thema super inspirierend und spannend und mag auch, dass das Veranstaltungskonzept für jedes Level die richtige Strecke mitbringt. Wichtig zu wissen: ich habe die Fragen Anfang 2021 gestellt, inzwischen ist bestimmt schon einiges davon umgesetzt!

Die eigenen Grenzen und Talente zu entdecken ist nicht nur für Männer spannend. Serien-Events wie Orbit 360 sind optimal für alle Entdeckerinnen und jene, die noch keine alten Hasen in der Renn- und Gravel-Bike-Szene sind.
Bild by Jakub Frey für Skoda

Deutschland-Tour & Eschborn Frankfurt

Die beiden Jedermann- und Jederfrau-Rennen sind ein Fixpunkt im Jahr vieler deutscher Rennradfahrer:innen und bieten den perfekten Einstieg – das sage ich aus eigener Erfahrung.

Die Deutschland Tour ist Deutschlands größtes Radsportfestival. Das viertägige Männer-Profi-Rennen und die Mitmachangebote in allen Etappenorten locken mehr als 500.000 Besucher an. Das Event ist ein wahres Festival rund um das Fahrrad und legt einen besonderen Fokus auf die Zuschauer. Neben tausenden Tipps zur Streckengestaltung im Vorfeld des Rennens nutzen 5.000 Teilnehmer die Jedermann Tour, die Ride Tour und die „kinder+Sport mini tour“ zum Mitmachen.

Der Radklassiker Eschborn-Frankfurt ist das traditionsreichste Radrennen Deutschlands. Seit 1962 ist das Radrennen am 1. Mai tief verwurzelt in der Region. Für die Profis markiert dieser Tag den Abschluss der großen Frühjahrsklassiker im WorldTour-Kalender. Neben den Profis gibt es ein umfangreiches Programm für die Jedermänner und Jederfrauen sowie Radsportler der U23-, Junioren-, Jugend- und Schüler-Kategorie sowie die „kinder+Sport mini tour“ . So viele Wettbewerbe an einem Tag für 6.000 Radfahrerinnen und Radfahrer – das bietet weltweit keine andere Radsportveranstaltung.

Wie ist der Gender-Split bei euch derzeit?

Anmeldungen Deutschland Tour 2021: 87% Männer und 13% Frauen.
Anmeldungen Eschborn Frankfurt 2021: 12% Frauen und 88% Männer

Habt ihr die Notwendigkeit gesehen, konkrete Maßnahmen für Frauen bei den Rennen zu setzen?  

Bei Eschborn Frankfurt gab es bisher noch keine Maßnahmen, 2021 kamen aber zum Beispiel Tipps speziell für Frauen | Meet &Greet mit der Community | Vorberitung auf die Jedermann Tour. Diese gibt es auch schon bei der Deutschland Tour im Jederfrau-Bereich.
Unsere Erfahrungen damit sind gut, wir konnten vielen Teilnehmerinnen für den Radsport begeistern und gemeinsam auf die ŠKODA Velotour vorbereiten.

Was erhofft ihr euch bezüglich weiblicher Teilnehmerinnen in den nächsten 5 Jahren? 

Deutliches Wachstum des Frauenfeldes, größere Community, gemeinsamer Austausch und Vorbereitung auf die Jedermann Tour. Einfach Frauen für den Radsport begeistern!

2018 beim Start unseres ersten Rennrad-Rennens mit Arne
…und dann, ein paar Kilometer später, kurz vor dem Finish von Eschborn Frankfurt

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss, daher hier alle Infos zu den VICC Race Days, veranstaltet von meinem Verein in Wien. Übrigens auch das einzige Straßenrennen in der österreichischen Hauptstadt!

VICC Race Days

Die VICC Race Days sind eine 6-teilige Rennserie, die im Cyclodrom auf der Donauinsel stattfinden und seit 2017 von der VICC Racing Division organisiert werden. Ausgetragen werden die Rennen als Kriterien. Neben Bewerben für  Kinder, Nachwuchs und Männer werden an zwei Terminen eigene Frauenrennen mit ausschließlich weiblichen Starterinnen angeboten. 

Wie ist der Gender-Split bei euch derzeit? Wie war die Entwicklung in den letzten Jahren?

Im Schnitt stehen bei den Frauenrennen 10 % der TeilnehmerInnen im Vergleich zu Männerrennen am Start. Seit Beginn der Rennserie war dies relativ stabil bis leicht steigend. Wir hoffen aber nach der Pandemie die leicht steigende Tendenz deutlich fortsetzen zu können. 

Habt ihr die Notwendigkeit gesehen, konkrete Maßnahmen für Frauen bei den Rennen zu setzen? Wie sind eure Erfahrungen damit?

Unser Ziel ist es gleiche Bedingungen sowohl für Frauen als auch für Männer zu schaffen. Dazu ist die Austragung eines eigenen Frauenrennens, inkl. Cup und gleicher Kategorien aus unserer Sicht ein wichtiger Schritt. Genauso trägt die Präsenz von Frauen auf Plakaten bzw. in Social Media dazu bei und wir versuchen dadurch die weibliche Zielgruppe besser zu erreichen. Geplante zusätzliche Promotionaktionen für das Frauenrennen sind leider durch die vielen pandemiebedingten Absagen letztes Jahr ins Wasser gefallen. Derzeit veranstalten wir aber regelmäßige Ausfahrten für Frauen auf Zwift und Outdoor und haben eine regionale Damen-Rennrad-Gruppe auf Facebook gegründet, die binnen weniger Monate mehr als 500 Mietglieder erreicht hat.

Was erhofft ihr euch bezüglich weiblicher Teilnehmerinnen in den nächsten 5 Jahren?

Wir wollen uns als eines der (derzeit noch) wenigen reinen Frauenrennen in Ostösterreich etablieren und einen fairen und sicheren Rahmen für Frauen bieten, um in einem breiten Starterinnenfeld Spaß am Radrennenfahren zu haben. Ziel: 50% des Männerstarterfelds im Frauenrennen 

Auszüge aus dem Feedback der Teilnehmer:innen